Vom Guerillakämpfer zum Friedensbotschafter

Juans (Name geändert) Biografie zeigt seinen langen und schmerzhaften Weg exemplarisch auf. In der Ciudad Don Bosco in Medellín hat er dank der Unterstützung der Salesianer Don Boscos zurück ins Zivilleben gefunden.

«Ich war elf Jahre alt, als ich der Guerilla beitrat – aus vielfältigen Gründen. In der Gegend, aus der ich stamme, gibt es praktisch keine Einkommensmöglichkeiten. Mein Vater war gewalttätig und bedrohte mich und meine Geschwister mit dem Tod.

Ich begann mit zehn Jahren zu arbeiten, um meine Familie zu unterstützen, aber das Geld reichte nirgends hin. Die Versprechen auf ein besseres Leben veranlassten mich im Jahr 2006, einer Guerillagruppe beizutreten. Eines nachts bin ich zusammen mit einer meiner jüngeren Schwestern von zu Hause weggelaufen. Wir glaubten, unser Leben würde besser – doch es stellte sich als Albtraum heraus.

Vor dem Beitritt zu der Gruppe wurde mir versprochen, dass ich jederzeit wieder nach Hause könne. Es war eine Lüge. Nach einiger Zeit wurde mir gesagt, die Verpflichtung sei lebenslänglich. Ich hätte Kosten verursacht, und sollte ich daran denken abzuhauen, würden sie mich erschiessen. Als dann auch noch meine Schwester bedroht wurde, beschlossen wir zu fliehen.

Die Flucht gelang uns. Wir wanderten nächtelang durch die Berge, ohne zu wissen, wo wir waren. Unsere einzige Nahrung war Wasser. Nach einiger Zeit gelangten wir in ein Dorf, wo wir zu essen bekamen. Nach Tagen der Unsicherheit und der Angst, ins Gefängnis geworfen zu werden, beschlossen wir, Kontakt mit der Kinderschutzbehörde aufzunehmen. Dies war der Wendepunkt in meinem Leben. Ich wurde in die Ciudad Don Bosco in Medellín überwiesen. Hier begann meine Reintegration. Dort traf ich Jugendliche, die eine ähnliche Geschichte wie ich hatten. Ich merkte, ich bin nicht allein.

Ich holte die Schule nach und studiere nun internationale Finanzwirtschaft, habe Englisch gelernt und arbeite als Botschafter für die Behörde, die sich um die Reintegration ehemaliger Kindersoldaten kümmert.

In der Ciudad Don Bosco habe ich gelernt, mich mit meiner Vergangenheit zu versöhnen und Verantwortung zu übernehmen. Mein Lebenstraum ist es, mein Studium erfolgreich abzuschliessen und durch mein Tun und Handeln für andere Menschen ein Vorbild zu sein. Ich will für den Frieden in Kolumbien und in der Welt arbeiten.»